Recruiting in Zeiten von Corona

Die Corona-Pandemie hat den Berufsalltag für uns alle in irgendeiner Art und Weise verändert. Für viele ist er digitaler geworden und wird vielleicht sogar mittelfristig eine Chance sein, um Veränderungen für die Zukunft abzuleiten. Für andere bedeutete die aktuelle Situation mit ihren Kontaktbeschränkungen Jobverlust, finanzielle Einbußen oder sogar Ruin. Für viele Führungskräfte im Gesundheitswesen heißt die Pandemie gerade noch mehr personellen, wirtschaftlichen, organisatorischen Druck und seit neuestem auch hinsichtlich fehlendem (Schutz-)material.

So unterschiedlich sich die Situation auf unser aller Berufsalltag auswirkt, so divers sind auch die Auswirkungen auf die Personalberatungs-Branche und die Recruiting-Möglichkeiten bzw. die Reaktionen von Kandidaten. Auf Wechseloptionen angesprochen, sind gerade Ärzte in leitender Position derzeit teils loyal zum eigenen Team und Arbeitgeber und verhalten sich eher unwirsch bis verärgert über unsere Kontaktaufnahme. Teils reagieren sie auch abwartend und möchten in der aktuellen Lage keine Entscheidung für oder gegen ein Angebot treffen. Wieder andere – und erstaulicherweise auch in internistischen Disziplinen – berichten, bislang von der Situation patientenseitig überhaupt nicht betroffen zu sein. In anderen Regionen wiederum werden sogar Mediziner und Medizinerinnen mit chirurgischem Hintergrund bereits aus Kapazitätsgründen zur Leitung von Isolierstationen herangezogen.

Ebenso divers sind Reaktionen von Geschäftsführern und Führungskräften aus dem Verwaltungsbereich. Von Loyalität und Steuerungswillen in der Krise bis hin zu Angst um den eigenen Arbeitsplatz – hier ist die Palette an Reaktionen auf Wechsel-Ansprachen ebenso breit. Eine gewisse Tendenz zu Existenzsorgen bemerken wir bei Führungskräften aus Privat- und Rehakliniken sowie Medizinischen Versorgungszentren, die vermehrt sehr offen auf unsere Kontaktaufnahmen reagieren.

Eine von einer Reihen von Figuren wir näher im einer Lupe beleuchtetIn unseren Mandaten für Gesetzliche Krankenkassen gibt es dagegen klarere Tendenzen: Auf Wechseloptionen angesprochen, sind Kandidaten aus diesem Umfeld aktuell eher abwartend und agieren sicherheitsorientiert. Das Risiko eines Kassenwechsels möchte man in solch unsicheren Zeiten nicht eingehen. Ganz anders sieht es wiederum in angrenzenden Feldern des Gesundheitsmarktes aus: Quereinsteiger in Vertriebspositionen aus dem Fitnessumfeld und dem Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sind aufgrund der aktuell vorherrschenden Kurzarbeit und ersten betriebsbedingten Kündigungen extrem offen und gut ansprechbar. Ihre Arbeitgeber sind häufig kleinere Studio- und Gesundheitsanbieter, denen der Verdienstausfall finanziell schwer zu schaffen machen wird.

Es gibt also wenig klare Tendenzen, weder regional noch nach Trägerstruktur, sodass wir bei SOLUTE derzeit noch stärker nach dem Motto probieren geht über studieren agieren. Ärzte aus internistischen Disziplinen kontaktieren wir vermehrt über Social-Business-Media, um hier niemanden zu verärgern und von der akuten Versorgung von Corona- und anderen Patienten abzuhalten.

Anders als andere Personalberatungen stehen wir mit dieser Herangehensweise und den erzielten Ergebnissen offenbar recht gut da und können zudem auf treue und verlässliche Kundenbeziehungen sowie Honorarmodelle nach Projektfortschritt bauen: So hat unser Branchenverband, der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU), in seiner Umfrage unter Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen der Corona-Krise herausgefunden, dass viele Beratungen wirtschaftlich recht stark betroffen sind. Anders als mehr als die Hälfte der mittelgroßen Personalberatungen haben wir bislang keine Projektstornierungen zu verzeichnen, sehen bisher keine Auswirkungen auf unser Jahresumsatzziel und damit auch keine Notwendigkeit, über Entlassungen oder Kurzarbeit nachzudenken. Ebenso verzeichnen wir sogar noch neue Aufträge. Viele unserer Kunden haben sich ebenfalls schnell angepasst und führen gemeinsame Kandidatengespräche als Videokonferenzen durch. Und persönliche Zweitgespräche werden dann nachgeschaltet.

 

Christina Krey, Senior Projektleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung

 

Bild: Shutterstock by Sudtawee Thepsuponkul