Glanz nach außen, Bruchbude dahinter: Was Kliniken beim Personal grundlegend verändern müssen


Viele Kliniken investieren heute viel Geld in Hochglanz-Karriereseiten, Imagekampagnen und Employer-Branding-Projekte. Es wird von „Teamspirit“, „moderner Arbeitswelt“ und „Empathie“ gesprochen. Doch oft reicht ein einziger Bewerbungstag, um diese Versprechen zum Einsturz zu bringen:
- Bewerbungsgespräch im fensterlosen Besprechungsraum – ohne Wasser, ohne Wertschätzung.
- Prozesse nach Schema F – Rückmeldungen dauern Wochen, persönliche Kommunikation fehlt.
- Die Führungskraft kennt den Lebenslauf kaum und nach Benefits gefragt heißt es nur: „Das macht die Personalverwaltung“.
- Standardfragen ohne Tiefgang: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ und „wie würden Sie sich als Führungskraft beschreiben“.
Was bleibt hängen?
⚡ Ein Bruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Zwischen Employer Brand und Realität am Empfang.
👉 Wer wirklich Fachkräfte gewinnen will, sollte weniger versprechen – und mehr halten. Die besten Botschafter*innen für eure Klinik sind nicht Plakate, sondern Menschen. Und der erste Eindruck zählt.
𝐖𝐞𝐫 𝐡𝐞𝐮𝐭𝐞 𝐛𝐞𝐬𝐬𝐞𝐫 𝐫𝐞𝐜𝐡𝐭𝐳𝐞𝐢𝐭𝐢𝐠 𝐡𝐚𝐧𝐝𝐞𝐥𝐭, 𝐦𝐮𝐬𝐬 𝐦𝐨𝐫𝐠𝐞𝐧 𝐰𝐞𝐧𝐢𝐠𝐞𝐫 𝐫𝐞𝐭𝐭𝐞𝐧
Zur ehrlichen Bestandsaufnahme gehört auch: Die Nachfolgeplanung in vielen Häusern ist strukturell zu spät dran.
Wir werden häufig 6 Monate oder weniger vor dem Ruhestand einer Führungskraft beauftragt – in der Hoffnung, „noch jemanden zu finden“, der idealerweise 2 Monate Einarbeitung mitbekommt. Realistisch? Nein.
Denn:
- Kündigungsfristen liegen meist bei 3 + Monaten
- Entscheidungsprozesse verzögern sich regelmäßig durch Weihnachtszeit, Ferien, Wirtschaftsplanung usw.
- Der Fachkräftemangel betrifft längst auch Verwaltung, IT und Controlling
Das Ergebnis:
➡️ Führungslücken
➡️ Teure Interimslösungen
➡️ Belastung der Teams


𝐒𝐨 𝐠𝐞𝐡𝐭 𝐞𝐬 𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭𝐢𝐠: 𝐄𝐢𝐧 𝐦𝐨𝐝𝐞𝐫𝐧𝐞𝐫, 𝐯𝐨𝐫𝐬𝐨𝐫𝐠𝐞𝐧𝐝𝐞𝐫 𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥𝐛𝐥𝐢𝐜𝐤
Wer eine Klinik zukunftsfähig führen will, muss Candidate Experience und Nachfolgeplanung als zusammenhängende Kette betrachten: Von der strategischen Planung über den ersten Kontakt bis zur Staffelstab-Übergabe.
📅 Realistische Vorlaufzeiten
- Chefärzt*innen & Schlüsselrollen: 12–18 Monate
- Weitere Führungspositionen: 9–12 Monate (abhängig von Kündigungsfristen)
- In den Kalendern direkt Raum schaffen für Termine mit Kandidat*innen und dem Auswahlgremium und dennoch flexibel bleiben!
🔎 Multimodales Vorgehen statt Schema F
- Netzwerke frühzeitig aktivieren
- Online & analog strategisch bespielen (z. B. LinkedIn, Fachgesellschaften)
- Personalberater*innen rechtzeitig einbinden und nicht erst, wenn man selbst keinen Erfolg hat
- Interne Optionen offen prüfen – z. B. kommissarische oder langfristige Lösungen
🌿 Echte Willkommenskultur leben
- Bewerbungsgespräche wertschätzend gestalten
- Digitale Möglichkeiten nutzen für eine erste Sondierung
- Führungskräfte aktiv einbeziehen, nicht delegieren
- Hospitationen oder andere Formen des Kennenlernens anbieten
- Prozesse beschleunigen, ohne Qualität einzubüßen
- Konsistente Kommunikation – nach außen und innen
𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 𝐄𝐢𝐧𝐞 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐤𝐞 𝐌𝐚𝐫𝐤𝐞 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐭 𝐛𝐞𝐢𝐦 𝐄𝐢𝐧𝐬𝐭𝐢𝐞𝐠, 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐚𝐦 𝐌𝐚𝐫𝐤e𝐭𝐢𝐧𝐠𝐭𝐢𝐬𝐜𝐡
Employer Branding, Candidate Experience, Recruiting, Bewerbungsmanagement und Nachfolgeplanung sind keine getrennten Silos – sie sind ein zusammenhängender und ineinandergreifender Prozess.
Wer nur Schaufenster poliert, aber hinten den Bruchbuden-Prozess laufen lässt, verliert die besten Köpfe schon beim ersten Kontakt.
Wer frühzeitig plant, ehrlich kommuniziert und professionell führt, gewinnt – nachhaltig.