30 Jahre Mauerfall – Arbeitsmarkt und Recruiting Ost vs. West heute

Hat Ostdeutschland die Kurve gekriegt? Deutschland als Ganzes steht im internationalen Vergleich des Arbeitsmarkts nach 30 Jahren des Mauerfalls gut dar, aber wie sieht es zwischen Ost und West aus? In vielen Aspekten hat sich der Arbeitsmarkt in beiden Regionen angeglichen, aber eklatante Unterschiede liegen trotzdem noch vor. Worin liegen heute die Unterschiede und welche Auswirkungen haben sie auf und unsere Arbeit im Recruiting?

Ein schneller Rückblick: Kurz nach der Wende stand es um die neuen Bundesländer nicht gut. Viele Nachwuchskräfte suchten ihr Glück im Westen und wanderten aus, somit sank die Einwohnerzahl und es gab weniger Arbeitsplätze. Auch der Geburtenrückgang im Jahre 1990 belastete den Osten stark. Laut der Süddeutschen liegt die Produktivität in allen neuen Ländern einschließlich Berlin zuletzt bei durchschnittlich 82 Prozent des Westniveaus. Auch die Löhne, Gehälter und das private Einkommen haben mittlerweile etwa 85 Prozent des westdeutschen Niveaus erreicht, teilt die Bundesregierung im Jahresbericht 2019 mit. Die Arbeitsmarktlage hat sich verbessert und einen Sprung nach vorn gemacht. Viele Klischees über den Osten wie beispielsweise schlechte Arbeitsbedingungen und Vertragsmodalitäten oder eine veraltete Arbeitsausstattung haben mit der aktuellen Situation in den neuen Ländern nichts mehr zu tun. Der Arbeitsmarkt im Osten entwickelt sich in vielen Hinsichten dynamischer als in den alten Bundesländern und trotzdem halten sich die Klischees hartnäckig. Wie Die Welt schreibt, werden im Osten 45,4 Prozent aller Arbeitsverhältnisse unbefristet abschlossen; im Gegensatz zum Westen, dort sind es nur 29,3 Prozent. Deutlich mehr unbefristete Arbeitsverträge, weniger Minijobs und geringfügige Beschäftigungen als im Westen. Auch die Arbeitslosigkeit baut sich besser ab. Zwar sind immer noch mehr Menschen auf der Jobsuche, aber die Erwerbslosenzahl verkleinert sich weitaus schneller als im westlichen Teil des Landes. Einen großen Teil trägt Berlin dazu bei und überträgt die Ausstrahlung der boomenden Hauptstadt auf die umliegenden Länder. Das macht sich auch im Einkommen bemerkbar. Zwar verdient man in den alten Bundesländern noch besser als in den neuen, aber der Abstand wieder immer geringer.

Lupe vergrößert eine rote Figur in einer Menge blauen FigurenWas bedeutet aber diese Entwicklung für das Recruiting und die Personalberatungsbranche? Ist ein Unterschied zwischen den Regionen zu merken? Welchen Herausforderungen müssen wir uns als Recruiter stellen? In unserer täglichen Arbeit für Kunden in Ostdeutschland haben wir zum Teil mit Vorurteilen und hartnäckigen Klischees zu kämpfen, aber betrachten wir das Thema Recruiting zunächst auch gesamtheitlich: Wie schlägt sich Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern im Recruiting? Die Arbeitslosenquote, demografischer Wandel und auch die Digitalisierung des Arbeitsmarkts sind wahrscheinlich die drei schwierigsten Herausforderungen, denen sich ein Recruiter stellen muss. Natürlich sollten länderspezifische Faktoren nicht außer Acht gelassen werden, aber im Grunde genommen stehen alle westlichen Länder vor den selben Herausforderungen mit verschiedenen Schwerpunkten, die vor allem durch kulturelle Gegebenheiten beeinflusst werden.

Wenn wir doch global betrachtet alle vor ähnlichen Herausforderungen stehen, inwiefern unterscheidet sich das Recruiting dann noch zwischen Ost- und Westdeutschland? Sicherlich stehen auch wir bei SOLUTE vor der ein oder anderen Hürde, die Vorurteile gegenüber dem Osten aus dem Weg zu räumen. Immer wieder bekommen wir zu spüren wie stark diese doch verankert sind. Aber wir müssen weg von diesen längst obsoleten und hartnäckigen Vorurteilen. Wie eingangs beschrieben, haben sich nachweislich die Arbeitsbedingungen im Osten angeglichen, sogar verbessert. Diese Entwicklung können auch wir bestätigen. Und sind die Vorurteile von Kandidaten nach näheren Kontakten mit uns und unseren Mandanten – die wir alle auch persönlich kennen – erst einmal abgelegt, erhalten wir durchaus positive Resonanz von vielen Kandidaten. Wir gehen in jedem Fall unvoreingenommen an jedes neue Projekt ganz gleich in welcher Region und führen dies auch beim Recruiting weiter. Getreu dem Motto probieren geht über studieren agieren wir für bundesweit für unsere Mandanten und erzielen gute Ergebnisse, egal ob in Ost oder West.

 

Valentina Hintenaus, Research Consultant

 

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