Mann mit Hut und Sprechblasen

Workshop-Gestaltung im digitalen Format – einfach mal den Denkhut aufsetzen

Im Rahmen meines Masterstudiums Psychologie, welches ich neben meiner Position als Senior Research Consultant und Leitung Research bei SOLUTE über ein Fernstudium absolviere, habe ich mich in den vergangenen Wochen über mehrere Einheiten intensiv mit der Gestaltung von Lehr-Lern-Szenarien in der Erwachsenenbildung beschäftigt.

Insbesondere ging es dabei um die Erweiterung der eigenen Methodenkompetenz, sprich die Einübung von Methoden der Planung, Durchführung und Evaluation von Lehr-Lern-Szenarien für Erwachsene. Darüber hinaus wurde aber auch Sozialkompetenz durch vielfältige kollaborative und kommunikative Aufgaben und Selbstkompetenz durch unterschiedliche Gelegenheiten zur Reflexion der Rolle des Lehrenden und Lernenden sowie der Umgang mit Feedback angesprochen.

Zur Durchführung eines Workshops haben wir eine Reihe von Methoden an die Hand bekommen, die jeweils für verschiedene Phasen einer solchen Lerneinheit geeignet sind. Manche Methoden (wie das Brainstorming) ermöglichen eher einen inhaltlichen Einstieg in ein Thema, andere (wie das World Café) sind eher für die Informationsphase geeignet. Brainstorming ist sicherlich jedem ein Begriff, das World Café ist hingegen bereits etwas spezifischer: Hierbei geht es darum, durch verschiedene (virtuelle) Stationen zu laufen und dort anhand präzise vorbereiteter Informationen (z.B. in Form von Mind Maps) und des Dialogs mit Experten und anderen Teilnehmern Informationen zu unterschiedlichen Themenbereichen zu erhalten. Für die Abschlussphase von Workshops gibt es Methoden, die besonders für die Verarbeitung von Seminarinhalten geeignet sind (wie die kreative Methode der Werbeslogans). Bei den Werbeslogans geht es darum, sich zu einem zuvor intensiv erarbeiteten Thema (wie etwa Digitalisierung im Lernkontext) Werbeslogans zu einem fiktiven Beispiel (wie etwa Anbieter von digitalen Lernbüchern) auszudenken. Hierdurch werden auf spielerische Art und Wiese Seminarinhalte reaktiviert und dadurch gefestigt.

Die besondere Herausforderung bei der Durchführung eines eigenen Workshops war dabei, dass alle Veranstaltungen aufgrund der anhaltenden Pandemie-Situation online durchgeführt werden mussten. Da diese Seminareinheit und auch generell der Großteil bestehender Workshop-Methoden eher für Präsenzveranstaltungen konzipiert sind, lassen sich diese unterschiedlich gut oder einfach in einem digitalen Format umsetzen.

In meiner Gruppe haben wir uns für die Methode der „Denkhüte“ entschieden, die uns im wahrsten Sinne des Wortes zum Umdenken angeregt hat. Die Idee hinter dieser Diskussionsmethode ist es, aus unterschiedlicher Perspektive einen Sachverhalt zu analysieren, im Gespräch zu argumentieren und Probleme zu lösen. Wir haben uns für den Weißen Hut (Objektivität & Neutralität), den Roten Hut (objektiv negative Aspekte) und den Gelben Hut (objektiv positive Aspekte) der insgesamt sechs möglichen Hüte entschieden. Festgehalten wurden die Ergebnisse auf einer riesigen digitalen Pinnwand (wir haben das linoit-Tool verwendet, es gibt aber auch diverse Alternativen wie mural oder miro), auf die alle Teilnehmer gleichzeitig zugreifen und diese bearbeiten konnten. Im Anschluss an die Gruppenarbeit konnten wir uns die Ergebnisse dann noch gebündelt im Plenum anschauen und eine lebendige Diskussion entstehen lassen. Diese Methode lässt sich auf diverse Beispiele aus dem Arbeitsalltag übertragen; um nur ein aktuelles zu nennen, kann man Mitarbeiter im Rahmen eines Strategietags zum Beispiel anhand der Denkhüte das Thema Homeoffice intensiv eruieren lassen. Dabei können positive Aspekte, negative Aspekte und auch objektive Daten und Fakten zu dem Thema gesammelt und diskutiert werden.

Mein Gesamtfazit lautet: Ob ein Workshop digital oder in Präsenz stattfindet, ist nicht ausschlaggebend für die Qualität einer Schulung bzw. den Lernerfolg bei den Teilnehmern. Interaktion, Kommunikation und Wissenszuwachs kann auf beide Weisen umfänglich erfolgen und auch der Spaß und Austausch muss definitiv nicht zu kurz kommen. Der Einsatz digitaler Medien macht Lehr-Lern-Einheiten nicht per se besser oder schlechter, auf den richtigen und kompetenten Einsatz der vielfältigen Möglichkeiten kommt es an!

In diesem Sinne lohnt es sich einmal mehr, den imaginären Denkhut aufzusetzen, umzudenken und aus jeder Situation das Beste rauszuholen.

 

Laura Grünke | Senior Research Consultant & Leitung Research

Beitragsbild: alphaspirit by Getty Images (bearbeitet)