Was beim Lebenslauf wirklich zählt

Die ersten Sekunden sind entscheidend, so sagt man, wenn es um den ersten Eindruck geht. Ganz so radikal ist es bei der ersten Sichtung von Bewerbungsunterlagen meist nicht, denn dort finden sich nicht zuletzt Qualifikationen schwarz auf weiß wieder, die gerade im medizinischen Umfeld meist am stärksten ins Bewertungsgewicht fallen. Nichtsdestotrotz macht eine gewisse Form, die sicherlich auch in einigen Punkten dem individuellen Gusto des Lesenden entspricht, den entscheidenden Unterschied. Als Personalberatung, die sich auf Active Search, also auf die aktive Suche und Direktansprache von Spezialisten und Führungskräften in der Gesundheitswirtschaft spezialisiert hat, erzielen wir nur einen sehr kleinen Teil von Besetzungen aus klassischen Bewerbungen auf Inserate. Deutlich mehr Besetzungen resultieren aus direkten Kandidatenkontakten. Hier stehen wir allerdings hinsichtlich der Bewerbungsunterlagen unserer Kandidaten vor einer anderen Herausforderung: Kandidaten unseres Metiers haben meist keine aktuellen Unterlagen vorbereitet oder haben sich noch nie oder seit langen Jahren nicht mehr beworben. Da wir von unseren Kandidaten ein ausführliches Dossier zur Weiterleitung an unsere Kunden erstellen, zu dem auch die original Bewerbungsunterlagen gehören, sind auch hier die entsprechenden Formalien einer klassischen Bewerbung empfehlenswert. Lediglich das Motivationsschreiben kann bei Bewerbungsunterlagen an einen Headhunter vernachlässigt werden, weil sich solche Informationen auch in unseren Dossiers finden.

Als Gliederung empfiehlt sich die Reihenfolge: Deckblatt, Anschreiben/Motivationsschreiben, tabellarischer Lebenslauf, Zeugnisse/Zertifikate. Dabei gilt – in der Kürze liegt die Würze. Im Anschreiben sollten, neben der Angabe der personenbezogenen Daten und der korrekten Ansprache des Ansprechpartners oder der Ansprechpartner, die wichtigsten Parallelen des Bewerbers zu den Anforderungen an die beworbene Position herausgearbeitet sein, idealerweise wird die Wechselmotivation bereits aufgezeigt oder auf Besonderheiten eingegangen. Insgesamt sollte das Anschreiben nicht mehr als eine Seite einnehmen.

Beim tabellarischen Lebenslauf ist es für den Sichtenden der Unterlagen wichtig, schnell einen Überblick zu den Qualifikationen und bisherigen beruflichen Stationen zu bekommen, sodass hier Zeitraum, Firmierung der Aus-/Weiterbildungseinrichtung oder des Arbeitgebers sowie der Qualifikations- bzw. der Positionstitel hingehören. Wesentliche Arbeitsschwerpunkte, Führungsspanne, Budgetverantwortung und ggf. Erfolge in der Position sind idealerweise stichpunktartig darunter aufgeführt. Gerade bei ungeschützten Berufsbezeichnungen, die unternehmensseitig individuell eingesetzt werden (etwa im Vertrieb), verringert dies Interpretationsspielräume beim Lesenden. Zum anderen ergibt sich so schnell ein ergänzendes Bild zum Anschreiben. Die Reihenfolge der Stationen sollten nach aktuellem Standard anachronisch aufgeführt sein. Abschließend kommen die Zeugnisse, die idealerweise in gleicher Reihenfolge wie der tabellarische Lebenslauf beigefügt sind.

Zum oben genannten persönlichen Gusto zählen etwa die Angabe von Hobbies, das Foto (außer Frage stehend, dass es ein professionelles Bild in entsprechender Kleidung sein sollte) oder die optische Aufmachung der Unterlagen. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang eine Kopfzeile, sodass sich die personenbezogenen Daten (Name, Adresse, Kontaktdaten) einheitlich über alle Dokumente ziehen. Gerne lege ich meinen Kandidaten, die keine aktuelle Vita zur Hand haben, www.lebenslauf.com (ein XING-Service) nahe. Aus meiner Sicht stellt dieser Service einen unkomplizierten Weg dar, einen CV zu erstellen. Wie die meisten Unternehmen bevorzugen wir bei SOLUTE digitale Bewerbungsunterlagen in Form einer zusammengefügten pdf-Datei, die nicht größer als 3 Megabyte sein sollte. Ich finde dabei einen kurzen Begleittext ideal, in dem z.B. auf das zuvor geführte Telefonat Bezug genommen wird. Abzuraten ist in jedem Fall von einer E-Mail, in die der Text des Motivationsschreibens eingefügt ist.

So oder so: Die Bewerbungsunterlagen sind die Eintrittskarte für das persönliche Kennenlernen, weshalb sich der Zeitinvest in gut aufgebaute Unterlagen definitiv lohnt.

Inga Pscherer, Senior Research Consultant und Leitung Research