Stress am Arbeitsplatz: erschöpfte Frau legte ihren Kopf auf den Tisc

Stress am Arbeitsplatz – Welche Rolle übernimmt der Arbeitgeber?

Das Thema Stress beschäftigt heute nahezu alle Menschen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ein Großteil der Bevölkerung selbst unter starken Stresssymptomen leidet oder die Auswirkungen von Stress in seinem näheren Umfeld miterlebt. Um nur ein aktuelles Beispiel zu nennen, womit vermutlich jeder etwas anfangen kann: Burn-out erstmals als Krankheit anerkannt (ZEIT, 28.05.2019).

Schon lange zeigt sich auch in der Arbeitswelt eine steigende Relevanz belastungsbedingter psychischer Erkrankungen. So hat die Bundespsychotherapeutenkammer in der Studie Psychische Erkrankungen und Krankengeldmanagement (BPtK, 2015) ermittelt, dass im Jahre 2013 13,4 % aller betrieblichen Fehltage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen waren und damit jeder siebte Krankheitstag psychisch bedingt war. Psychische Erkrankungen waren somit 2013 der dritthäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit, häufiger traten nur Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen auf.

Grafik zeigt, wie man sich zwischen der Arbeit entspannen kannVor diesem Hintergrund hat das Thema auch in der psychologischen Forschung großes Interesse gefunden. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit im Fachbereich Arbeits- und Organisationspsychologie habe auch ich mich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und eine experimentelle Untersuchung zum Einfluss des Persönlichkeitskonstrukts Core-Self-Evaluation auf die Stressanfälligkeit im sozialen Kontext durchgeführt. Hintergrund solcher Untersuchungen ist es, Personen, die aufgrund bestimmter Persönlichkeitsmerkmale zu einer größeren Stressanfälligkeit neigen, frühzeitig zu erkennen und gezielt (präventiv) zu unterstützen.

Doch welche Herausforderungen ergeben sich dadurch konkret am täglichen Arbeitsplatz und vor allem: in welcher Verantwortung steht dabei der Arbeitgeber? Stressfaktoren sind vielfältig und können soziale, physische oder psychische Ursache haben. Gerade in der Corona-Pandemie und der damit einhergehend geänderten Lebenssituationen bei vielen Menschen, sei es durch plötzliche Home-Office-Arbeit, eine wegfallende Kinderbetreuung oder eingeschränktere soziale Aktivitäten, haben sich auch die Stressoren in kurzer Zeit stark geändert. Hinzu kommt die wachsende Digitalisierung in der Arbeitswelt, gerade auch in Zeiten von Home-Office. Das Arbeiten wird immer schneller, das Gefühl erreichbar sein zu müssen immer größer und die Trennung zwischen Beruf und Privatleben zunehmend herausfordernder.

All diese Faktoren beeinflussen die tägliche Arbeit, lassen sich vom Arbeitgeber allerdings nur äußerst bedingt erkennen und verhindern. Was aber jeder Arbeitgeber tun kann und auch sollte, ist die Mitarbeiter nach möglichen Stressfaktoren zu befragen und so den Raum für einen offenen Austausch zu schaffen. Kommunikation und Verständnis sind hier wichtige Schlagwörter, die dazu beitragen können, gemeinsam Prioritäten zu setzen und eine wertschätzende Atmosphäre zu schaffen. Allein das Wissen darum, dass Probleme angehört und ernst genommen werden, reduziert bei vielen Mitarbeitern das Stressempfinden. Dennoch sollte der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern auch Freiräume lassen und Pausen einräumen, technische Voraussetzungen schaffen und Abwechslungen z. B. durch einen regelmäßigen Austausch im Team in den Arbeitsalltag intergieren. Zudem eignen sich Stressbewältigungstrainings, die bereits für diverse Arbeitssituationen und Berufsgruppen entwickelt wurden, um Mitarbeiter bereits frühzeitig und präventiv darin zu schulen, Stresssymptome zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Trainings können von Atemübungen und Muskelentspannung über Techniken zum Zeitmanagement und zur Arbeitsorganisation bis hin zu Veränderungen der Denkmuster und Gewohnheiten gehen.

Auch wir bei SOLUTE leben eine offene Unternehmenskultur und erfassen monatlich ein Stimmungsbarometer aller Mitarbeiter, um frühzeitig auf mögliche Stressoren aufmerksam zu werden, aber auch, um reflektiert die positiven Aspekte unserer Arbeit abzurufen.

 

Laura Grünke, Senior Research Consultant

 

Beitragsbild: Shutterstock by ViDI Studio

Bild: Shutterstock by Huza Studio