Spitzenmedizin allein reicht nicht aus: Top-Personal für Pflege und Verwaltung gesucht!

Medizinische Einrichtungen definieren sich in der Regel über medizinischen Erfolg! Diverse Rankings von Kliniken oder einzelnen Medizinerinnen und Medizinern von Fach- und Populärmedien, aber auch einfach die Stellung als Universitätsklinikum, Maximalversorger oder in einem bestimmten medizinischen Bereich zertifiziertes Krankenhaus werden herangezogen um sich als Zentrum für Spitzenmedizin oder medizinische Exzellenz darzustellen.

Sicher ist das ein vernünftiges Vorgehen: Auch ein Autohersteller, Mode-Label oder ein Tourismusunternehmen würden ihre grandiosen Produkte bzw. Dienstleistung in den Mittelpunkt stellen, um sich gegenüber Kunden und Käufern zu profilieren.
Vergessen wird dabei aber gerne, dass Produkte und Dienstleistungen nur auf diesem Niveau entstehen können, weil auch außerhalb der eigentlichen „Produktion“ Menschen arbeiten, Prozesse funktionieren und die Grundlagen für die Erbringung der Dienstleistung oder die Herstellung und den Vertrieb eines Produkts erbracht werden.

Florian Winkler

Nicht nur die Entwicklungsingenieurin oder die Spezialisten in der Produktion müssen also etwas auf dem Kasten haben. Auch die IT-Infrastruktur muss stimmen, damit sie arbeiten können. Die Experten im HR-Bereich müssen für eine optimale Personal- und Führungskräfteentwicklung sorgen, um sie im Unternehmen zu halten und für Höchstleistungen zu motivieren. Das beste Produkt ohne eine vernünftige Preiskalkulation, ideal abgestimmte Einkaufs- und Logistikprozesse oder ein stimmiges Marketing- und Vertriebskonzept? Kaum denkbar!

Was in der freien Wirtschaft so logisch erscheint und in der Regel auch angewendet wird, ist im Gesundheitswesen oftmals Neuland. Außertarifliche Vergütungen für Mediziner sind in der Regel kein Problem. In der Pflege oder der Verwaltung muss aber um möglichst jeden Preis der Tarifvertrag eingehalten werden und das am besten bis in die Führungsebene direkt unter dem Vorstand. In einem durch öffentliche Gelder finanzierten System ist das nachvollziehbar, führt aber auch dazu, dass man der Klinikbranche oft nachsagt, dass sie 10 bis 20 Jahre hinterher sei und damit oftmals auch recht hat.

Eine Controllerin, die es wirklich schafft, ein komplexes Unternehmen wie ein Großkrankenhaus steuerbar zu machen, wird ihr Gehalt in kürzester Zeit wieder einspielen. Gleiches gilt im Einkauf, wo besseres Verhandlungsgeschick und tiefere Marktkenntnis, aber auch die interne Durchsetzungsfähigkeit in Veränderungsprozessen schnell sechs- bis siebenstellige Potentiale zu heben in der Lage ist. Geschweige denn von Personalabteilungen, die nicht nur verwalten, sondern durch ihr Handeln aktiv dazu beitragen, dass Krankenquoten sinken, Leasingkräfte nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefällen benötigt werden und Beschäftigte langfristig im Unternehmen bleiben, an der richtigen Stelle eingesetzt sind und motiviert und bestens aus- und fortgebildet ihren Job erledigen können.

Dies soll kein Plädoyer dafür sein, Vergütungssysteme völlig über den Haufen zu werfen. In einem Gesundheitsunternehmen tätig zu sein ist für die meisten Beschäftigten auch eine Frage des persönlichen Benefits: Stichwort „Purpose“, also etwas sinnhaftes tun und nicht nur für die Gewinnmaximierung in einem Unternehmen der freien Wirtschaft zu arbeiten. Nichtsdestotrotz können wir im Gesundheitswesen noch viel tun, wenn es um Arbeitsbedingungen, angemessene Bezahlung und vor allem auch eine gute Incentivierung für Spitzenleistung geht!

 

Florian Winkler | Senior Projektleiter & Geschäftsführer

Beitragsbild: Getty Images Siganture by sturti via canva