Homeoffice auf dem Prüfstand – Herausforderung oder Chance?

Seit dem 23. März und damit seit gut einem Monat gilt das Kontaktverbot im Zuge der Regulierungsmaßnahmen zur weltweiten Corona-Pandemie mit einschneidenden Konsequenzen für unser aller Privat- und Berufsleben. Das schicke SOLUTE-Büro am Gendarmenmarkt, in dem sich unser gesamtes Team sonst rege mit Kunden und Kandidaten sowie auch untereinander austauscht, steht nun weitgehend leer. Gearbeitet wird natürlich weiterhin – jetzt im Homeoffice. Was das für einzelne Kollegen konkret bedeutet, haben mir meine Kolleginnen Frau Christina Krey, Senior Projektleiterin Executive Search und Mitglied der Geschäftsführung, Franziska Bohnhardt, Leitung Research, sowie Sandra Striehn, Research Consultant, in einem digitalen Interview verraten.

Homeoffice ist bei SOLUTE kein neues Konzept und wurde zuvor von Kollegen für einzelne Tage, in der Regel nicht öfter als einen Tag pro Woche, bereits genutzt. Wie gut habt Ihr Euch auf das Arbeiten aus dem Homeoffice vorbereitet gefühlt? 

Christina Krey: Da wir bei SOLUTE ja schon seit Langem komplett remote arbeiten, also keine Daten auf lokalen Rechnern speichern, sondern alle Mitarbeiter auf unsere Server in einem Berliner Rechenzentrum zugreifen, waren wir für unsere selbstgewählte Vollzeittätigkeit im Homeoffice IT-seitig schon sehr gut aufgestellt. Ich habe zudem ein kleines Arbeitszimmer zu Hause, sodass Beruf und Privatleben auch räumlich trotz Homeoffice ein wenig getrennt bleiben. 

Franziska Bohnhardt: Ich habe mich gut vorbereitet gefühlt, da ich bereits davor einige Male aus dem Homeoffice heraus gearbeitet habe. Natürlich ist es eine neue Situation, dies tagtäglich zu tun. Aufgrund meiner 2-jährigen Tochter und der aktuellen Kitaschließung ist die Situation familiär gerade nicht einfach. Zu Beginn konnten wir die Betreuungszeit noch zum Teil durch die Großeltern abdecken – aufgrund der verschärften Maßnahmen im Kampf gegen Corona ist dies nun nicht mehr möglich. Sollte die Situation länger andauern, wird es für uns – und für alle anderen Eltern und Kinder auch – eine wirkliche Geduldsprobe und eine Sache der gut strukturierten Planung.

Sandra Striehn: Ich glaube, dass es für Personen, die keine Kinder haben, sehr schwer zu verstehen ist, wie sehr man familiär an sein Limit kommt und was in meinem Kopf und auch Herzen vorgeht. In Zeiten der Kitaschließung sind wir Eltern absolut planlos und auch hilflos, weil keiner von uns weiß, wie wir es am besten anstellen sollen mit den Kindern. Mir fehlt dadurch der Urlaub im Sommer, um die Schließzeiten der Kita zu decken und auch mein Partner hat keine freien Urlaubstage mehr zur Verfügung. Von Seiten SOLUTE war ich hingegen bestens vorbereitet, da ich in der Vergangenheit schon regelmäßig die Möglichkeit genutzt hatte, Homeoffice zu machen.

Franziska Bohnhardt: Des Weiteren möchte ich jedoch an diesem Punkt deutlich hervorheben, dass wir bei SOLUTE überhaupt die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten, und dies noch weitgehend flexibel durch eine kurze Kernarbeitszeit eine große Erleichterung ist. Viele aus meinem Verwandten- und Bekanntenkreis haben diese Möglichkeit nicht und wurden auf Kurzarbeit gesetzt oder wissen zum Teil nicht mehr, wie es länger weitergehen soll, da ihre Arbeitgeber auf unbestimmte Zeit schließen mussten.

Seit vier Wochen könnt Ihr Homeoffice bei SOLUTE auf Herz und Nieren prüfen. Welche Vorteile ergeben sich für Euch?

Sandra Striehn: Der Vorteil am Homeoffice ist für mich, dass ich jeden Tag über 2 Stunden Fahrtweg spare und nach der Arbeit bei dem schönen Wetter die Seele im Wald und am Wasser baumeln lassen kann, anstatt in dieser Zeit in der überfüllten S- und U-Bahn zu sein.

Franziska Bohnhardt: Der nicht vorhandene Arbeitsweg von fast 2 Stunden ins Büro bedeutet auch für mich eine deutliche Zeitersparnis. Dadurch bin ich natürlich auch mehr bei meiner Familie. Familiäre Abstimmungen sind entsprechend einfacher und müssen nicht zwischen Tür und Angel stattfinden.

Christina Krey: Ich genieße ebenso die Möglichkeit, mal einen kurzen Spaziergang oder auch eine Maschine Wäsche zu machen, um dann erfrischt weiterzuarbeiten. Und man isst natürlich irgendwie automatisch gesünder, weil weniger Verlockungen draußen oder durch mitgebrachte Leckereien der Kollegen locken. Neu sind die digitalen Kommunikationswege für „schnell mal zwischendurch“, die wir mit Beginn unserer selbstgewählten Homeoffice-Tätigkeit eingeführt haben: Einzel-Chats oder Gruppen-Chats, die wir auch ein bisschen zum Spaß nutzen, ein neues Videokonferenz-Tool und die Möglichkeit, schnell mal den Bildschirm mit jemandem zu teilen, helfen da sehr. An manchen Tagen ist es zudem etwas ruhiger und man kann stringenter Dinge wegarbeiten, weil adhoc-Ablenkungen durch Anrufe und Bürobesuche nicht für Unterbrechungen sorgen. Andererseits klingelt das Handy auch recht häufig und der Chat zeigt neue Mitteilungen …

Das bringt mich zu den Nachteilen. Worin seht Ihr die größten Herausforderungen an einer anhaltenden Homeoffice-Lösung?

Sandra Striehn: Die Herausforderung liegt für mich aktuell auf jeden Fall darin, nicht zu vereinsamen, die Betreuungszeit der Kinder zu organisieren und natürlich auch immer die Konzentration zu behalten. Auf Dauer in den eigenen 4 Wänden ist dies nicht so einfach. Die Motivation ist doch anders, als wenn man mit den Kollegen im Büro ist und einen gewissen Kontakt zur Außenwelt bewahrt.

Franziska Bohnhardt: Das sehe ich ähnlich. Die Motivation in unserem projektbestimmten Alltag ist eine andere, wenn man mit den Kollegen im Büro ist und sie „live“ sieht. Neue Kollegen beispielsweise, die sich zur Zeit im Onboarding befinden, kann ich telefonisch und per Video begleiten, den Rest der Zeit sind sie alleine. Das finde ich schon schwieriger aktuell.

Christina Krey: Das ist ein Punkt, den ich auch sehe. Informationen, die man sonst mal eben auf dem Gang ausgetauscht hat, muss man im Homeoffice wirklich aktiv teilen und extra anrufen oder schreiben. Dabei können Dinge leichter verloren- bzw. untergehen. Selbstmotivation ist für mich persönlich weniger ein Thema. Ich kann mir aber vorstellen, dass das für den ein oder anderen allein im stillen Kämmerlein auch schwieriger ist als im Team, wenn alle um einen herum fleißig sind und es weniger Ablenkung gibt.

Was kann aus der kollektiven Homeoffice-Periode mitgenommen werden? Ab jetzt nur noch Homeoffice?

Franziska Bohnhardt: Bitte nicht! Ich bin wirklich sehr gerne bei meiner Familie und genieße die Zeitersparnis aufgrund der nicht vorhandenen Anreise zur und von der Arbeit, aber auf den persönlichen Kontakt mit SOLUTE würde ich nie verzichten wollen. Mitgenommen werden kann aus dieser Zeit ganz klar der Zusammenhalt und das man weiß, dass man sich auch jetzt aus der Ferne aufeinander verlassen kann. Weiterführen möchte ich weiterhin definitiv den engen Austausch mit allen Kollegen und den Projektleitern.

Sandra Striehn: Es ist irre, auf welche Ideen man im Team kommt, um sich zu motivieren, dass trotz allem der Zusammenhalt noch stärker wird und das für alles Berufliche eine Lösung gefunden wird. Dennoch reicht es mir erst einmal mit Homeoffice. Einzelne Tage eventuell ja, aber ansonsten freue ich mich auf mein Büro und auf meine Kollegen und Kolleginnen in live und in Farbe.

Christina Krey: Ich sehe die aktuelle Situation und die Erfahrungen, die wir darin machen, als große Chance, noch agiler und digitaler zu werden. Ich führe momentan sämtliche Kandidaten-Interviews per Videokonferenz und kann mir gut vorstellen, dies an vielen Stellen weiterzuführen, um Ressourcen und Zeit für SOLUTE und den Kunden einzusparen, und so beispielsweise nicht extra längere Strecken für Gespräche in Frankfurt oder Stuttgart zurückzulegen. Die Dimension des direkten, unmittelbaren Kontakts wird gerade bei herausgehobenen Positionen zu eignungsdiagnostischen Zwecken aber weiterhin relevant sein. Wie bei allem macht es auch hier sicher die Mischung.

Vielen Dank für die Einblicke in Eure persönlichen Homeoffice-Erfahrungen. Gibt es etwas, das ihr noch ergänzen möchtet?

Bild Anita FritzFranziska Bohnhardt: Noch einmal ein herzliches Dankeschön an unsere Geschäftsführung, dass sie uns das Arbeiten in einer solchen Situation so flexibel ermöglicht und zudem sehr strukturiert und klar vorgeht beziehungsweise führt.

Sandra Striehn: Auch von meiner Seite ganz klar ein großes Lob an die Chefs, die momentan einen wirklich kühlen Kopf bewahren und uns so viele Gelegenheiten wie möglich bieten, um so normal wie bisher üblich weiterzuarbeiten.

 

Das Interview führte Anita Fritz, Senior Research Consultant

 

Beitragsbild: Shutterstock by fizkes