Besetzungstrends als Seismograf für künftige Weichenstellungen in der Gesundheitsbranche?

Das Jahresende naht, der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt vor dem SOLUTE-Büro ist jeden Tag gut besucht und bald stehen in den Medien wieder die obligatorischen Jahresrückblicke an. Wir wollen uns nicht dem Weltgeschehen widmen und auch nicht der deutschen Gesundheitspolitik, die 2018 ja durchaus aktiv war und den einen oder anderen Stein ins Rollen gebracht hat. Nein, wir möchten gerne auf Trends in den zu besetzenden Führungspositionen in den letzten zwölf Monaten zurückschauen.

In der Krankenhausberatung haben wir dieses Jahr so viele Anfragen zur Besetzung von Führungspositionen in den Bereichen Bau, Medizintechnik und IT erhalten, wie nie zuvor. Der Digitalisierungsdruck – oder ist es vielleicht doch auch der Wille zur Digitalisierung, der sich in den Chefetagen langsam durchsetzt – zeigt hier besondere Früchte. Es geht um Vernetzung, strategische Planung und technische Lösungen zur Vereinfachung der Arbeit von Pflegekräften und Medizinern.

Ein zweites Schwerpunktgebiet waren Besetzungen, die sich um das Wort strategisch drehten und dieses auch gern im Titel führten. Um nur einige zu nennen: Recruiting, Personalentwicklung, Projektmananagement, Marketing. Auch hier scheinen sich (Groß-) Kliniken vermehrt an anderen Branchen zu orientieren und aus der Verwaltungsdenke herauszukommen. Weg vom Pressesprecher und hin zum allumfassenden Manager der Klinik-Außenwirkung. Nicht mehr nur Personalverwaltung und das Schalten von Stellenausschreibung, sondern Verantwortung für Employer Branding und aktives Kandidatenhandling.

In der Kassenlandschaft standen 2018 Führungskräfte in den Bereichen Krankenhausabrechnung und Krankengeld hoch im Kurs. Beides extrem kostenintensive Felder für die Kassen, die daher auf fachlich hoch spezialisierte und versierte Experten setzen, die neben der ausgeprägten Fähigkeit, wirtschaftlich zu steuern, auch ebenso führungsstark sein müssen. Denn nur wenn die Mitarbeiter auf diesem Weg mitgenommen werden, können die Haushaltsziele gemeinsam erfüllt werden. Welche Bedeutung die Krankenhausbrechung spielt zeigt sich auch darin, dass kleinere Kassen, die den Bereich lange Jahre an Dienstleister outgesourct hatten, hier inzwischen wieder Insourcing betreiben und eigene Abteilungen aufbauen. Und nicht zuletzt die öffentliche Debatte um die stetige Erhöhung der Prüfquoten in den letzten Jahren auf inzwischen teilweise 25%, ebenso wie die Klagewelle um Transportkosten von Herzinfarktpatienten, verrät die Brisanz des Themas – und zeigt letztlich ganz deutlich die immer stärker verhärteten Fronten zwischen Kassen und stationären Leistungserbringern.

Interessant zu beobachten in der Kassenwelt ist der immer stärkere Fokus auf die Bereiche Vertrieb, Marketing und Service. War der Kunde unlängst in vielen Kassen eher störendes Beiwerk, setzt ein Gros inzwischen auf hochgesteckte Service-Standards, längere Erreichbarkeit (und die auch stark über digitale Kanäle) sowie starke Außendienst-Teams. Gerade der Vertriebsaußendienst gewinnt zunehmend an Bedeutung, wenige Kassen, die hier 2018 keine abschlussstarken Führungskräfte gesucht haben. In diesem Trend zeigt sich auch sehr klar der noch immer fortschreitende Wettbewerb der Kassen untereinander in einem umkämpften Markt, in dem Fusionen gang und gäbe bleiben.

Und in der Alten- und Krankenpflege? Hier steht zum einen das Thema Akademisierung ganz weit oben. Fast keine ausgeschriebene pflegerische Führungsposition, in der ein Bachelor nicht ausdrücklich erwünscht oder sogar Voraussetzung ist, in der Altenpflege teilweise sogar vom Gesetzgeber verlangt wird. Zum anderen sind es im Klinikumfeld weiterhin die schnittstellenlastigen Bereiche OP, ZNA und ITS, bei denen man sich schwer tut Leitungen zu finden, sie sowohl prozessual und strategisch als auch führungsseitig stark sind und es verstehen, Mitarbeiter – auch unter den teils schwierigen Rahmenbedingungen – zu binden.

 

Florian Winkler, Senior-Projektleiter und Geschäftsführer mit Schwerpunkt Personalberatung im Krankenhaus

Christina Krey, Senior-Projektleitern und Mitglied der Geschäftsleitung mit Schwerpunkt Headhunting für Krankenkassen und Pflegeträger

 

 

Beitragsfoto ganz oben: Tim Reckmann/pixelio; übrige Fotos SOLUTE