10 Jahre Headhunting – Eine Retrospektive

Am 01. August 2008 in Dresden an der Frauenkirche. Am 01.08.2018 in Berlin am Gendarmenmarkt. Rund 180 km Luftlinie und genau 10 Jahre trennen mich von meinem ersten Tag in der Personalberatung. 10 Jahre, in denen viel passiert ist. Bei mir persönlich, in der Gesundheitsbranche, im Recruiting-Business und in unserer Gesellschaft allgemein. 2008 wurde ich von gestandenen Kollegen und Vorgesetzten noch komisch angeschaut, weil ich unbedingt ein Blackberry und nicht irgendeinen Handy-Knochen haben wollte. Dauer-Erreichbarkeit war damals noch kein Thema. Kunden wollten Angebote meistens noch in Papierform geschickt bekommen und viele Kandidaten haben sich noch postalisch mit Bewerbungsunterlagen gemeldet. XING war erst relativ frisch aus OpenBC hervorgegangen und eher ein Nischenthema, gerade in der Gesundheitsbranche! Unsere Datenbank war damals gerade in der Umstellung auf ein neues System – aus heutiger Sicht sind beide völlig oldschool und wären für meine Mitarbeiter kein Tool mehr, mit dem sie überhaupt umzugehen verstünden.

2008 haben Kliniken entweder mit uns Kontakt aufgenommen, wenn ein neuer Geschäftsführer (m/w) gesucht wurde oder man sich bei der Oberarzt- (m/w) bzw. Chefarzt- (m/w) Suche nicht mehr selbst zu helfen wusste. Die Besetzung kaufmännischer Führungspositionen wie Personal- oder Controlling-Leitung und ähnliche wurden selten nachgefragt, Führungspositionen in der Pflege eigentlich nie. Unbedingt gehörte aber eine Anzeige im Deutschen Ärzteblatt zum guten Ton und als Mitarbeiter eines der ganz großen Beratungshäuser kam ich damals in den Genuss, von den großen überregionalen Tages- und Wochenzeitungen mit kostenlosen Abos und Einladungen zu Events umworben zu werden – dort war der Trend weg von der Print-Anzeige schon zu spüren und es wurde um jede großformatige Anzeige gekämpft. Die Vorteile von Stepstone, Monster etc. mussten wir Kunden hingegen noch erklären und wir selbst hatten mit den im Vergleich zu heute wenig ausgefeilten Suchmöglichkeiten in XING und LinkedIn zu kämpfen. An die Möglichkeiten, die uns die Recruiter-Zusatzprodukte der großen Netzwerke inzwischen bieten, war ohnehin noch nicht zu denken.

Und heute? Inzwischen ist es gängig, dass Führungspositionen aus allen Bereichen der Gesundheitsbranche von Headhuntern besetzt werden. Neben Ärzten und Kaufleuten sind wir insbesondere in der Suche und Auswahl von Pflegeführungskräften seit vielen Jahren und durchaus als Vorreiter mit von der Partie. Auch hier macht sich der Druck immer stärker bemerkbar und Kliniken sind heute durchaus gewillt, sogar einfache Fachkräftepositionen in die Hände eines Headhunters zu legen. Ein Thema, dass ebenso wie die Gewinnung von Assistenzärzten nicht besonders gut auf unsere Methodik passt, die sehr zielgerichtet auf die Suche nach spezifisch passenden Persönlichkeiten ausgerichtet ist. Hierfür werden wir aber Lösungen finden müssen, da es der Schuh ist, der Kliniken stark drückt. Anders als früher sehen wir auch, dass Kliniken heute vollumfänglich betreut werden möchten: Von einem empathischen Berater, der das Gesamtunternehmen kennt und versteht und bei Kandidaten aus der Pflege, dem Management und dem medizinischen Bereich gleichermaßen motivierend wirkt und Interesse schürt. Der aber trotz der Enge des Kandidatenmarktes auch die Spreu vom Weizen trennt und damit eben auch Eignungsdiagnostiker und empathischer Analyst sein muss – etwas, das meiner Meinung nach ein Mensch besser kann als ein digitaler Matching-Algorithmus. Ich mache mir also keine Sorge, dass mich bald eine Maschine ersetzt.

Also alles anders in 2018? Anders ja, aber eher durch die technischen Möglichkeiten, die uns an die Hand gegeben sind und durch die Themen, denen wir uns widmen. Das wichtigste ist geblieben: Als guter Personalberater muss man seine Branche kennen, empathisch und analytisch zugleich sein und kreativen Lösungswegen und Suchstrategien gegenüber aufgeschlossen gegenüberstehen. Eigenschaften, die wir bei SOLUTE besonders hoch aufhängen. Sicher auch ein Grund für die sehr ausgeprägte Treue und die guten Bewertungen durch unsere Kunden und Kandidaten. Ich freue mich auf die nächsten 10 Jahre!

Florian Winkler, SOLUTE-Geschäftsführer und Senior Projektleiter Executive Search